ostrich, Montag, 11. Mai 2009, 01:16
Vorwort

„ Je nun, von den vielen Wegen, die zu
nichts führen, sind immerhin die am
angenehmsten, an denen Einfälle
brechreizvoller Art so lose lungern,
dass sie besonders neugierig machen.“

(Walter Serner,
Letzte Lockerung Manifest Dada
1920)



Diese Arbeit setzt sich mit Punk auseinander, einem Aufstand, der sich erstmal gegen ALLES richtete (Sozialpädagogen galten als langweilige alte Fürze), auf vielen Gebieten Veränderungen bewirkte und mittlerweile selbst zu einem Fossil erstarrt ist, welches endlich von der Wissenschaft mit sensiblen Pinseln freigelegt und eingeordnet werden kann: PUNK ! Ob als Folklore oder als ästhetische Stilrichtung aufgefasst: - seine Aussage ist immer beispielhaft direkt und ehrlich, - SEHR moralisch, wenn man so will.

Und wie kann man anders wollen, in einer Zeit, wo die Langeweile ein neues Gesicht und neue Namen hat, wo der Überfluss an Pop neben der Aussichtslosigkeit im Kampf gegen Terrorismus und Arbeitslosigkeit wie Ronald Mac Donald neben Adolf Hitler auf der Nokia – Night – Of -The – Proms wirkt ?

Punk ist eine Haltung, die in ihren Anfängen nicht anders als dekadent und zerstörerisch verstanden wurde. Eine Umwertung der Werte: Hässlich = ok! Wut, Frustration und Langeweile waren plötzlich Ozeane der Inspiration für Leute, die unter anderen Umständen vom Schicksal zum blossen Konsumentendasein verurteilt gewesen wären.

Bisherige Stars und Helden waren aus Prinzip verdächtig, da sie fragwürdige Positionen vertraten. Punk warf ein grelles, unsentimentales Licht auf das damalige Dickicht der Pop-landschaft, in dem sich weder die seit den 1960er Jahren etablierten Bands, noch die paar grossen Plattenkonzerne, geschweige denn die Medien, welche mit letzteren auf undurchdringliche Weise verfilzt waren, vorteilhaft oder glaubwürdig ausnahmen.

Es begann mit einem Unwohlsein, das nicht speziell von einer besonderen Person zu einer bestimmten Zeit erfunden zu werden brauchte. War man dafür sensibel, so fand man es zwar selten, doch gab es bereits 1976 genug davon, um die ersten Meter Stoff für eine neue Weltanschauung zu weben.

Zu Anfang, als sich all die neuen Bands, Zeitschriften und Clubs formierten, war jeder Punkinfizierte zugleich ein Täter. Die Musik war pure Energie, die Texte Sprengstoff, die Hülle Provokation, das ganze war eine grosse Geste des Aufstehens, die den Beteiligten das Gefühl gab, eine neue Nachricht aus einem eingeweihten Kreis heraus a) als Schrei in das Gesicht der ignoranten Masse zu schleudern, und b), damit Gleichgesinnte, die sich wie Beweise für die Richtigkeit der neuen Ansichten überall zu vermehren schienen, zu erreichen.

Die Musikindustrie war nicht so dumm, wie Malcolm McLaren sie kurz aussehen liess. Auf die schnell ganz gross werdenden Bands wie Ramones, Blondie, Clash, Talking Heads etc. hatte sie längst gesetzt, was zu einer immer rasenderen Verbreitung von Stil und Haltung des Punk rund um die Welt führte, und diese anfangs eher okkulte Subkultur – Verschwörung flugs zu einen Volkssturm von stachelhaarigen Prolls und nietenbesetzten Jungtrinkern machte, die „No Future“ auf dem Rücken und in der Kehle führten, wann immer sie die Fussgängerzonen durchquerten, und sich wie religiöse Fanatiker damit auseinandersetzten, ob Sid Vicious lebendig sei, obwohl, - oder besser: gerade WEIL er bereits auf spektakulär – idiotische Weise den letzten Pogosprung in die ewigen Jagdgründe getan hatte.

So wurde aus der Heldenverneinung schnell etwas ganz anderes, normaleres wiederaufgebaut, und man konnte als Traditionalist dort fortfahren, wo sich vor kurzer Zeit noch die Avantgarde getummelt hatte.

Was aus Punk geworden ist, wie und warum er dem Underground nun gerade in die Jeans – Werbung entkam,- wovor, womit und wonach er geschah, und weshalb er heute zwar kein Wunder mehr ist, dafür aber beweglicher, attraktiver und vielseitiger denn je zu sein scheint, wird dem Leser auf den folgenden Seiten anschaulich gemacht werden, und deshalb schweigt hier der Fan.

john rottens left creeper, Montag, 11. Mai 2009, 18:15
Je älter ich werde, umso toller war ich früher !!!!!!

ostrich, Montag, 11. Mai 2009, 18:43
Ja selbstverständlich!

ostrich, Montag, 11. Mai 2009, 20:52
...war ES früher so toll?? - keiner wusste bescheid. da haben wir es heute doch viel besser.

john rottens left creeper, Dienstag, 12. Mai 2009, 00:39
AND WE´RE LIVING "STILL" IN OUR SAFE EUROPEAN HOME!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

ghee, Dienstag, 19. Mai 2009, 11:38
Früher gibt es nicht mehr.

ostrich, Samstag, 23. Mai 2009, 15:21
Doch, schon, es ist bloß später.