Also Fehlfarben. Historisch ist diese Band für mich ohne große Bedeutung gewesen. NDW goes Funk, da bin ich nicht mitgegangen. Dann kam auch noch dieses elende POP-Diskurs Gelaber in den damaligen Szeneblättern, gähn, das Universitätsgezücht eroberte die Deutungshoheit an den Biertheken und Fehlfarben lieferten den Soundtrack.
Warum also jetzt überhaupt ein Ohr an diese Platte verschwenden? Das Mitteilungsbedürfnis von alten Säcken nimmt ja glücklicherweise immer mehr ab. Mein weiss, das Spiel ist gespielt, die Optionen verringern sich, die Musik tönt (wo)anders und meist kann man mit ihr auch nichts mehr anfangen. Man wird schlicht überflüssig. Das ist gut so. Das Alte muss weg, das Neue braucht seinen Platz. Eine musikalische Äußerung der Rentenanwärterfraktion sollte also in erster Linie nicht peinlich sein und stören. Dies ist erfreulicherweise mit “Glücksmaschinen” weitgehend gelungen. Man weiss gleich wer das da ist und braucht sich nicht zu schämen, wenn es mal im Radio laufen sollte. Wobei sich schon die Frage aufdrängt, warum Fehlfarben weitermachen wollen. Geldmangel? Egoprobleme? Langeweile? Wo wollen die (noch) hin? Gibt es nicht genug Widergänger? Wie auch immer. Besser dieses Album als zufällig beim Zappen in einer Chartshow wiedergetroffen.
Was mir gefällt:
  • 8 Stücke, kurz, knapp, kompakt und tanzbar, auch ohne Funk und Diskoattitüde.
  • Text und Gesang direkt ohne grobe Peinlichkeit.
  • Fehlfarben klingen wie Fehlfarben ohne zu sehr im Selbstzitat stecken zu bleiben.
Also insgesamt okay. Ich hoffe allerdings das Musiker nicht erst mit 68 Jahren bezugsberechtigt sind, sonst könnten da noch Probleme auf uns zukommen.





ostrich, Sonntag, 21. Februar 2010, 21:57
monarchie und alltag war beim erscheinen die speerspitze des deutschen pop und kam aus dem "nichts". es war der multikulti-erstbeweis, dass deutsche musik international mithalten konnte (es geht voran) und dass new-wave-frische doch noch irgendwie durch alle emi-filter überleben konnte. es war der puls der zeit. das haben die nicht bewusst gemacht. das war deren jugend und die dazugehörige energie. sie waren lautsprecher gottes, sozusagen, - ähnlich wie die antwoord heute. der wirklich gute ton lässt sich nicht bewusst oder kalkuliert treffen. auch nicht virtuos. die deutschen haben mehr ego, als seele, wie man aus wärmeren gegenden weiss, deshalb sind alle langlebigen bands wie neubauten, daf, hosen oder fehlfarben hier in 1. linie geschäftsleute, - wobei ich sagen muss, dass mich gerade bei geschäftsleuten besonders ankotzt, wenn sie ihre schlechten produkte mit typisch deutscher jovialität verkaufen wollen.

brotbeutel, Montag, 22. Februar 2010, 11:16
sagen wir es so, ohne thomas schwebel sind fehlfarben musikalisch langweilig - und herr hein kann nicht mehr singen, nur noch schimpfen, und das geht mir in seiner vorhersehbarkeit allmählich auf den sack

ostrich, Montag, 22. Februar 2010, 13:31
die waren aber auch mit schwebel schon mal langweilig.
ich sehe den grund für das fehlfarben-versagen nicht so sehr in der besetzung, (uwe jahnke fehlt heute glaub ich auch...) sondern eher im fluch, der seit "es geht voran" auf dieser band lastet und von dem sie sich nie wieder befreien konnte, weil sie eine zauberformel entdeckte und ein böser geist erschien, - worauf der bandeigene merlin muffensausen kriegte und das weite suchte, seine kapelle schneeblind auf zu grossen bühnen im stich liess, und so weiter. es gibt vielleicht tatsächlich eine ausgleichende gerechtigkeit, die hier waltet.
wären doch alle fehlfarben so schlau wie thomas schwebel gewesen, und hätten sich rechtzeitig vor diesem album in sicherheit gebracht...

sea wanton, Montag, 22. Februar 2010, 14:17
versagen hin - versagen her. jedenfalls verzagen sie nicht. das macht sie (zumindest in meinem kleinen politischen universum) annerkennenswert (ja, ich kaufe sogar ihre cd-s ! - trotz Hein's drögen liebesliedern !!-). anyway: kurios wie's leben so spielt, finde ich den bisher besten song nicht etwa (...ja ja ihr wisst schon...), sondern den "nicht nochmal" (mit text vom rio), knackig und brachial auf so einem "Scherben"-tribute sampler eingespielt.
und man muss/sollte peter loben. da hat er die grösse von rio erreicht. und die band drumherum ist auf augenhöhe.

ostrich, Montag, 22. Februar 2010, 14:29
schnarch.

sea wanton, Montag, 22. Februar 2010, 17:02
ja ja...für mich war's auch wieder ein langes, strapaziöses wochenende. Achim Szepanski in der volksbühne liest aus seinen neuen romanen, rechenzentrum machen elektronische 'klänge' - is' aber immer noch kein grund zum schnarchen (kann sein, dass in Berlin ein anderer wind weht) !

ostrich, Montag, 22. Februar 2010, 17:10
ich schnache zum hein-lob im besonderen und zum name-dropping im allgemeinen, - wenn ich jetzt auch in berlin wäre, wäre das sicher anders... .