Sonntag, 21. Februar 2010
Also Fehlfarben. Historisch ist diese Band für mich ohne große Bedeutung gewesen. NDW goes Funk, da bin ich nicht mitgegangen. Dann kam auch noch dieses elende POP-Diskurs Gelaber in den damaligen Szeneblättern, gähn, das Universitätsgezücht eroberte die Deutungshoheit an den Biertheken und Fehlfarben lieferten den Soundtrack.
Warum also jetzt überhaupt ein Ohr an diese Platte verschwenden? Das Mitteilungsbedürfnis von alten Säcken nimmt ja glücklicherweise immer mehr ab. Mein weiss, das Spiel ist gespielt, die Optionen verringern sich, die Musik tönt (wo)anders und meist kann man mit ihr auch nichts mehr anfangen. Man wird schlicht überflüssig. Das ist gut so. Das Alte muss weg, das Neue braucht seinen Platz. Eine musikalische Äußerung der Rentenanwärterfraktion sollte also in erster Linie nicht peinlich sein und stören. Dies ist erfreulicherweise mit “Glücksmaschinen” weitgehend gelungen. Man weiss gleich wer das da ist und braucht sich nicht zu schämen, wenn es mal im Radio laufen sollte. Wobei sich schon die Frage aufdrängt, warum Fehlfarben weitermachen wollen. Geldmangel? Egoprobleme? Langeweile? Wo wollen die (noch) hin? Gibt es nicht genug Widergänger? Wie auch immer. Besser dieses Album als zufällig beim Zappen in einer Chartshow wiedergetroffen.
Was mir gefällt:
  • 8 Stücke, kurz, knapp, kompakt und tanzbar, auch ohne Funk und Diskoattitüde.
  • Text und Gesang direkt ohne grobe Peinlichkeit.
  • Fehlfarben klingen wie Fehlfarben ohne zu sehr im Selbstzitat stecken zu bleiben.
Also insgesamt okay. Ich hoffe allerdings das Musiker nicht erst mit 68 Jahren bezugsberechtigt sind, sonst könnten da noch Probleme auf uns zukommen.




Mir fällt irgendwie nix ein, was ich dazu schreiben könnte. Es plätschert halt so dahin. Irgendwie finde ich Tortoise besser, auch wenn das wiederum nichts mit Fehlfarben zu tun hat. Aber ist ja auch wurscht.




start: am new-order bass kämpft michael kemner vergebens gegen die trübe struktur des titelstückes. die texte beziehen sich ab hier auf massig schon gesagtes von überall und früher.

stück 2: wieder auf bass aufgebaut, meint: melodielose trinkermelancholie erblüht ungelenk, „alles ist gut“ kommt in den lyrics vor (irrtum, macht aber nichts, kommt erst im 3.), es wird noch peinlicher: generationen von schlagworten fallen aus janie wie kleingeld: „wahnsinn wahnsinn: alles ist gut, fussball“.

flanger auf der gitarre ersetzt auch 2010 nichts notwendiges.

wenn hein das wort „einheitsbrei“ singt, stimmt und passt synchron für 1 sekunde wirklich alles perfekt.
„1000 tränen die dich lähmen“, - xavier naidoo wäre vielleicht neidisch, aber sonst…„das tut dir gut“.- piep piep (o-ton).

dann daf-sequenzer höchstpersönlich. die fehlfarben haben weder hemmungen, noch ideen, sondern den pyrolator am keyboard, - das kann er also auch, - es soll wohl humor sein, - die snare drischt, und die akkorde von „fade to grey“ wallen vorüber. ein tag verfliegt ist man verliebt (uuuhh uuuhh, we fade to grey…) - uga uga!

dramatische effekte sollen hinwegtrösten über die fehlende notwendigkeit dieser platte. ist das immer noch das zweite stück? nein, schon das dritte.

„ausgesaugt + ausgelaugt, ausgeraucht“ ist das vierte: unmotivierte clap-machine zu einer art zirkusmusik mit heavy-refrain. der text ist unsäglich banal und auf seine eigenen schlagworte eingebildet.

fremd riskieren…stück 5: kaum zu glauben, dass das uwe jahnke sein soll, an der gitarre. hein singt was von krise und das führt zu einem sich halb reimenden blabla, ab und zu wechselt die melodie in moll, weil sonst keine idee in der luft liegt…didi-di da…„eiskrem..kennstu das gefühl von eiskrem und sonnenöl? - kannst du wieder stehn???“ - ich glaube akustische halluzinationen zu haben und die schlagzeugerin trommelt wie ein aufgezogener affe dazu.

kittelrein steril ist der glanz, den diese grundlos erzeugte pathetische plastikmucke 30 jahre nach dem grauschleier ausstrahlt, durchzogen vom toten faden ihrer bildzeitungsschlagzeilentexte, die allesamt altbacken retrospektiv und agitatorisch daherkommen, - was mich zu einer these zurückbringt, die ich seit langem hege, und die besagt, dass textgewichtige deutsche musik sich primär an die nicht-leser von „echter“ literatur wendet, und ähnlich wie pornografie, in 1. linie für alleinstehende ältere oder ausgegrenzte säcke produziert wird, die sich damit kontakt zum „real thing“ verschaffen.

das ist eine traurig-tröstliche erklärung für das bedrückende gefühl, das mir beim hören dieser acht stücke nicht mehr von der seite weicht. da hilft auch nicht, dass die konkurrenz auf diesem sektor womöglich noch tiefer schläft, - anstatt mal ein gutes buch zu lesen, - was ich hiermit jedem ans herz lege, der sich von den fehlfarben repräsentiert oder angesprochen fühlt und den geldbeutel oder das hirn oder die leber oder alles zusammen gewohnheitsmässig damit schädigt.







etwa zeitgleich mit malcolm mc larens "duck rock" lp, die auf damals neuartige weise einflüsse direkt aus afrika zu ohrwürmern verarbeitete, erschien auf dem berliner zensor-label ein sampler mit dem titel "soweto", der auch dieses stück beherbergt:






count ossie & the mystic revelation of rastafari

so long

cornell campbell

general dub